online – Oddgeir Berg Trio Christmas Came Early
Wir haben dieses Konzert für euch aufgezeichnet!
Wir wünschen euch ein frohes Fest! 🙂
-> www.jazzclub.de/live <-
Online 23.12. – 27.12 2021 // Eintritt – www.jazzclub.de/spenden
Das langsamste Weihnachstalbum aller Zeiten?
// Piano – Oddgeir Berg
// Bass – Audun Ramo
// Schlagzeug – Lars Berntsen
Der erste Eindruck: Dies kann unmöglich ein Weihnachtsalbum sein! Wo sind die Klassiker,
wo sind die Rentierglöckchen? Wahrscheinlich wird so mancher Hörer noch einmal das Cover
überprüfen, die Ohren spitzen – und dann, ja dann erkennt man sie tatsächlich: Die so
vertrauten Melodien, die uns ein Leben lang begleitet haben. Nur gespielt mit einer
hingebungsvollen, hypnotischen Langsamkeit, die so gar nichts mit geschmückten Tannen,
Gaben und Gänsebraten zu tun hat. Dies mag nicht das ungewöhnlichste Weihnachtsalbum
aller Zeiten sein – eines der radikalsten aber ist es gewiss.
Dabei tut das Oddgeir Berg Trio zunächst einmal nichts anderes, als sich auf die
Kernqualitäten des Fests zu konzentrieren: Stille, In-sich-gehen, Entschleunigung. Passend
dazu spielen die Norweger auf “Christmas Came Early” nur wenige Töne – dafür aber die
richtigen. Und sie kosten die Noten aus, lassen sie im Raum schweben und verharren, ehe sie
zur nächsten übergehen, als sei in jeder ein großes Geheimnis enthalten. Und angesichts der
Intensität, mit der diese acht ausgedehnten, klangmalerischen Meditationen die Zeit
anhalten, könnte das durchaus der Fall sein.
Hits wie “Es ist ein Ros entsprungen”, “Stille Nacht” und “In Dulce Jubilo” bietet das Trio
dermaßen zeitlupenhaft dar, dass man sich gelegentlich an Formationen wie Bohren & Der
Club of Gore erinnert fühlt – Weihnachten ist in Norwegen dann eben doch ein wenig düsterer
als hierzulande. Der ätherisch-klare Klang, von Oddgeir Berg selbst in seinem “Bonker
Studio” realisiert, trägt das seine dazu bei, dass diese Stücke einen in dieselben unwirklichen
Übergangszeiten zwischen Tag und Nacht transportieren, die man bereits von den beiden
vorangegangenen LPs der Formation kennt.
Letztlich aber ist dies nicht nur Nachtmusik. Immer wieder brechen helle Lichtstrahlen durch
die Molltöne. Und auch das leicht kitschige Cover-Motiv und fröhliche Foto, das die Band für
das Album geknipst hat, belegen, dass nicht alles hier bierernst genommen werden muss.
Man kann “Christmas Came Early”, das Lieder aus England, Norwegen und Deutschland
beinhaltet, sogar als eine Art sehr persönliche Umdeutung des beliebten LP-Konzepts aus den
60ern und 70ern betrachten, bei der die besten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt
zusammengetragen wurden.
Und überhaupt: Warum bis Heiligabend warten, um diese Musik zu genießen? Dieses Album
ist wie ein kleines Geschenk, das man sich selbst macht – egal zu welcher Jahreszeit, egal zu
welchem Anlass.